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Warum Bewerber Arbeitgeber ghosten und was dagegen hilft

Geoffroy de Lestrange

Southern Europe Marketing Manager, Cornerstone

Ghosting – das aus Dating-Plattformen bekannte Phänomen des Online-Ignorierens – dringt allmählich in die Arbeitswelt vor. Dabei reagieren Kandidaten plötzlich nicht mehr auf Anrufe und Mails oder erscheinen einfach nicht zum Job-Interview. Doch was ist Ursache und die passende Antwort auf dieses Verhalten?

What goes around comes around. Das ist eine Binsenweisheit, die sich so manch ein Arbeitgeber wohl besser zu Herzen genommen hätte. Jahrelang war es üblich, Bewerbern nur Rückmeldung zu geben, wenn Interesse an einer Einstellung bestand. Wurde der richtige Kandidat gefunden, war es nicht selten der Fall, dass andere Bewerber nie wieder etwas hörten, völlig gleichgültig, wie weit der Bewerbungsprozess bereits fortgeschritten war. Doch diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen sind es die Bewerber, die sich nicht mehr melden, sobald sie das Interesse an einer Stelle verlieren – Stichwort „Ghosting“. Das Phänomen ist eine unter Dating-App-Usern beliebte Praxis, um sich sprichwörtlich aus der Affäre zu ziehen. Speziell ist damit gemeint, dass ein Partner scheinbar grundlos und plötzlich jeglichen Kontakt abbricht. Das ist kein völlig neues Phänomen, denn bislang waren es eher Firmen, die Kandidaten ghosteten, nicht umgekehrt.

Ghosting: Wenn Bewerber es sich anders überlegen

Ghosting, das steht auch für misslungene Kommunikation. Wenn sich nämlich eine der beiden Parteien gegen die andere entschieden hat und dies schlicht nicht kommunizieren will. Das ist leicht vorstellbar, denn Bewerbungen fressen Zeit und werden weit gestreut. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass dem Bewerber mehr als nur ein Job-Angebot vorliegt und er sich für ein anderes Unternehmen entscheidet. Firmen haben auf der anderen Seite mitunter mit hunderten von Bewerbungen zu tun und schaffen es oft nicht, jedem Kandidaten Rückmeldung zu geben. Außerdem sprechen Kandidaten im Bewerbungsprozess oftmals mit mehreren Mitarbeitern. Das verkompliziert den Einstellungs- und Entscheidungsprozess zusätzlich und führt manchmal dazu, dass Bewerbungen versanden. Auf der Seite der Kandidaten hängt der Kontaktabbruch meist der Annahme eines anderen Arbeitsangebots zusammen, wie die aktuelle Studie What causes Workplace Ghosting? feststellt. Demnach haben im Schnitt 70 Prozent der Arbeitssuchenden mehrere Eisen im Feuer und schlagen mindestens ein Angebot im Bewerbungsprozess aus. 40 Prozent der Befragten finden es dabei in Ordnung, Firmen zu ghosten. Dem entgegen finden es nur 30 Prozent okay, wenn Firmen dies andersherum tun. 36 Prozent geben an, bereits von Firmen geghostet worden zu sein.

Firmen-Ghosting durch Bewerber: Gelerntes Verhalten?

Hier deutet sich ein erster Erklärungsansatz an. Könnte es sich bei Ghosting am Arbeitsplatz etwa um gelerntes Verhalten handeln? Schließlich sind Kandidaten gewohnt, nur von Firmen zu hören, wenn diese tatsächlich an einem Arbeitsverhältnis interessiert sind. Dieses Verhalten der Arbeitgeber könnte sich auf das Kommunikationsverhalten der Bewerber übertragen haben. Zudem könnte die starke Wirtschaft ein Grund für ghostende Kandidaten sein. In Zeiten, in denen es mehr Jobs als Jobsuchende gibt und sich Kandidaten nahezu aussuchen können wo sie arbeiten, erscheint es verlockend, nicht passende Angebote durch Abbruch der Kommunikation auszuschlagen und so unangenehmen Gesprächen und Nachfragen aus dem Weg zu gehen. Ein weiterer Erklärungsansatz könnte zudem die allgemein gelebte Unverbindlichkeit sein. Die sozialen und wirtschaftlichen Verflechtungen werden immer komplexer und unübersichtlicher. Gleichzeitig gibt es eine schier überfordernde Auswahl an Einstellungen, Produkten, Berufen usw. Bessere Möglichkeiten lauern scheinbar hinter der nächsten Ecke und so versinkt das soziale Miteinander zunehmend in einem Strudel aus vagen Zusagen und Wankelmut.

Gegen Ghosting hilft nur (klare) Kommunikation!

Doch was auch immer die Ursache für Ghosting im Bewerbungsprozess sein mag, es bleibt die Frage, wie Firmen es verhindern können. Die Antwort lautet schlicht: Kommunizieren und Rückmeldung geben! Dafür gibt es zahlreiche Tools, mit denen viele Bewerber automatisch in kürzester Zeit per Vorlage erreicht werden können. Wenn Firmen regelmäßig Kandidaten durch Ghosting verlieren, sollten zudem Einstellungsprozesse überdacht und angepasst werden. Dabei könnte das Wissen um das Angebot für Angestellte bei der Konkurrenz behilflich sein. Außerdem könnte es sich lohnen, Kandidaten und Mitarbeiter nach ihren Wünschen zu befragen. Liegt es etwa am Standort, dass Kandidaten sich regelmäßig gegen ein Unternehmen entscheiden, könnte es eine Überlegung wert sein, Remote Work anzubieten. Es könnte auch sein, dass der Bewerbungsprozess einfach zu lange dauert. Hören Kandidaten zu lange nichts, entscheiden sie sich meist für ein anderes Angebot. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die eingeladenen Kandidaten auf die ausgeschriebenen Stellen passen. Stellenanzeigen sollten dementsprechend überprüft werden. Bei alldem ist jedoch besonders wichtig klar zu kommunizieren. Kandidaten müssen über den Status Ihrer Bewerbung stets im Bilde sein und sollten mit Respekt behandelt werden. Wird all dies beachtet, stehen die Chancen gut, die richtigen Mitarbeiter zu finden und zu binden und nicht von vielversprechenden Bewerbern in der Luft hängen gelassen zu werden.

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