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Warum bald kein Chef mehr an Home-Office vorbeikommt

Sascha Grosskopf

Senior Manager, Field Marketing EMEA at Cornerstone OnDemand

Im November 2016 stellte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles mit dem Weißbuch „Arbeiten 4.0“ konkrete Regierungsvorschläge für die Arbeitswelt von morgen vor. Neben der Digitalisierung sind vor allem flexiblere Arbeitsmodelle vorgesehen, darunter vor allem Home-Office. Doch deutsche Unternehmen zieren sich noch davor, ihre Mitarbeiter so weit von der Leine zu lassen. Ist die Angst berechtigt?

Eingeläutet wurde die Entwicklung durch eine Presseerklärung von Andrea Nahles und die Veröffentlichung des dazugehörigen Weißbuches. Die Stabsstellen im Arbeitsministerium beschäftigten sich darin konkret mit der Digitalisierung bis hin zu deren Auswirkungen auf die Demographie. Die Kernaussage: Noch hätten Deutschlands Unternehmen aufgrund der Exporte und des effizienten Wirtschaftens einen Wettbewerbsvorteil, doch dieser könnte schnell dahinschmelzen, denn die deutsche Unternehmenswelt sei einfach noch zu patriarchisch aufgestellt.

Neue Ideen entwickeln sich nur langsam und werden oft geknebelt durch Bürokratie und konservative Wertvorstellungen. Auch die jüngst erschienene IDC-Studie „Future People“ diagnostizierte trotz gegenwärtig guter Lage für den Standort Deutschland eine Verknöcherung bei den Arbeitspraktiken und der digitalen Transformation. U.a. gaben nur 70 Prozent der deutschen Manager an, dass sie Remote Working fördern. In der Praxis umgesetzt wird es sogar noch seltener. Home-Office ist also einer jener Punkte, bei denen die konservative Vorstellung der deutschen Manager nicht mit der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts zusammenpasst. Dabei ist die Thematik um flexiblere Arbeitszeitmodelle und Home-Office eines der zentralen Themen des Weißbuches.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie als wichtigstes Kriterium

Vor allem in Zeiten des demographischen Wandels und der höheren Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften müsse endlich ein Ruck durch die deutsche Unternehmenslandschaft gehen (wie es der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog ausdrücken würde), damit die Arbeitgeber in diesem Punkt ihre Einstellung verändern. Diese Herausforderung ist auch mit einer anderen Problematik verbunden, die sich aber durch ein Umdenken gemeinsam lösen ließe: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch viele Arbeitgeber sträuben sich vor allem noch deshalb, weil sie fürchten, ihre Mitarbeiter nicht kontrollieren zu können. Immerhin ist nicht klar ersichtlich, ob der Mitarbeiter wirklich die abgesprochenen Stunden arbeitet. Hier gilt das Vertrauen; ein Prinzip, das vielen Managern fremd ist. Paradoxerweise regiert hier in den Chefetagen häufig die alte kommunistische Doktrin Lenins: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“

Richtig eingesetzt ist Home-Office aber ein Tool, um sowohl die Interessen von Arbeitnehmern und Unternehmen besser aufeinander abzustimmen. Denn über das Home-Office können viele Mitarbeiter sich das Arbeitsfenster in vielen Fällen selbst einteilen, um das Optimum aus sich rauszuholen. Die Kollegen wären nicht mehr von den Bürozeiten abhängig und können ganz nach ihrem eigenen Rhythmus arbeiten. So manche „Nachteulen“ sind spät am Abend schließlich besonders produktiv, während sogenannte „Early Birds“ lieber die frühen Morgenstunden nutzen möchten. Wer nicht mehr dem sozialen Jetlag der vorgeschriebenen Arbeitszeit unterliegt, arbeitet auf diese Weise effizienter und liefert bessere Ergebnisse. Am Ende steht eine höhere Produktivität und Zufriedenheit. Und zufriedene Mitarbeiter bleiben Ihrem Arbeitgeber in der Regel auch länger treu.

In den Niederlanden gibt es immerhin schon einen Rechtsanspruch auf Home-Office – verständlicherweise nur in Jobsparten, wo dies auch durchsetzbar ist. Eine Reinigungskraft kann das Büro hingegen schlecht von ihrem Wohnzimmersofa aus putzen. Aber auch über ein Gesetz hinaus, gibt es in Deutschland bisher kein grundlegendes Modell, an welchem sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer orientieren könnten. Jede Form des Remote Working muss individuell und separat mit dem Chef ausgehandelt werden. Gibt der Chef seinen Segen zum Home-Office, sollten alle wichtigen Fragen entweder im Arbeitsvertrag oder in einer speziellen Home-Office-Vereinbarung geregelt werden.

Sicherheit VS Gemütlichkeit

Bei solch einer Vereinbarung wird etwa festgehalten, welche Aufgaben der Mitarbeiter zu Hause erledigt, in welchem Stundenumfang er dies tut und wann er etwa für Meetings in der Firma anwesend sein muss. Außerdem wird festgelegt, ob und in welchem Umfang sich der Arbeitgeber an den Kosten für das heimische Büro beteiligt. Wie das heimische Büro aussieht, darf der Arbeitgeber nicht kontrollieren, denn er darf die Wohnung seines Mitarbeiters nicht ohne Weiteres betreten. Das bedeutet allerdings auch, dass der Arbeitgeber nicht über den Gesundheitsschutz des Arbeitnehmers wachen kann. Der Mitarbeiter ist somit dafür verantwortlich, dass sein Desktop z.B. genau so steht, dass ihm nicht die Sonne in die Augen strahlt.

Zu der häufig gestellten Frage, ob der Weg zur Kaffeemaschine als Arbeitsweg gilt, gibt es immer wieder gegensätzliche Rechtsurteile. Klar geregelt ist der Weg vom Schlafzimmer ins Arbeitszimmer, der als Dienstweg gilt.

Wer allerdings neben der Arbeit ein paar private Touren unternimmt, zum Beispiel noch schnell etwas einkaufen geht und draußen von einem Fahrrad angefahren wird, kann dies auf keinen Fall als Arbeitsunfall deklarieren. Also aufpassen und gut informieren, was als Arbeitsweg gilt und was nicht. Und diese Arbeitswege (den Umständen entsprechend) absichern, sodass man bei einem möglichen Unfall daheim nachweisen kann, dass man alles getan habe, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zuhause zu gewährleisten.

Dabei zeigen bereits etablierte Arbeitsmodelle, dass nicht jeder Home-Office in Anspruch nehmen will, schließlich kann einem zuhause auch die Decke auf den Kopf fallen, wenn man ständig sein Privatleben um sich hat oder aus Mangel an Konversation mit den Türen spricht – da sind auch virtuelle Meetings nur ein kleiner Trost. So gibt es ähnlich wie bei Rechtsprechungen auch hier diverse Studien mit unterschiedlichen Aussagen. Eine Erhebung der Stanford University gab zum Beispiel an, dass Mitarbeiter im Home-Office im Schnitt neun Prozent produktiver sind als im Büro. Eine Studie der Vereinten Nationen hingegen fand dagegen nicht unwesentlich später heraus, dass Home-Office mehr erschöpfe als Büroarbeit. Zwar wird auch dem Home-Office zugebilligt, dass es für bessere Konzentration sorgt, aber genau dies powere die Mitarbeiter aus. Zudem würden sie unbewusst Überstunden machen, da Arbeit und Privates nicht mehr so leicht zu trennen sind.

Home-Office und Digitalisierung gehören zusammen

Einen befürchteten Run auf das Arbeitsmodell müssen Manager also nicht befürchten. Jedoch können im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung Arbeitgeber es sich nicht mehr lange erlauben, von den Arbeitnehmern Flexibilität zu verlangen, aber die Arbeitsumgebungen des Unternehmens so dynamisch aufzustellen, wie der Felsen von Gibraltar. Dennoch können Unternehmen, die sich vor Home-Office zieren, den Mitarbeitern zumindest in den eigenen vier Firmenwänden mit modernen Büros wie den Co-Working-Spaces etwas entgegenkommen. Dennoch ist keine Methode so günstig wie das Home-Office, da man hier den Angestellten kein Raum – nicht einmal ein Großraum-Büro – zur Verfügung stellen muss. Selbst die einmaligen Kosten für die Unterstützung und Einrichtung des heimischen Büros liegen weit unterhalb einer jeglichen Miete.

Das Gefühl des Loslassens von Seiten des Arbeitgebers ist ähnlich einzustufen, wie die mangelnde Digitalisierung. Beides erfordert Neuerungen und noch neueres Denken, aber beide Inhalte stellen zwei Seiten sind Teil von ein und derselben Herausforderung. Die Überschrift müsste also eigentlich lauten: „Warum an der Digitalisierung bald kein Chef mehr vorbeikommt“. Dabei müssen Manager gerade im Kampf um die besten Fachkräfte in Zeiten des demographischen Wandels die Zeichen der Zeit erkennen. Denn der angebliche Fachkräftemangel ist eher ein Transformationsprozess – ausgelöst auch durch die Urbanisierung. High-Performer lassen sich via Home-Office auch in der entlegensten Region Deutschlands anheuern. Die Manager müssen einfach nur loslassen können. Und für den Anfang würden sich Home-Office-Lösungen auch erstmal in Teilzeit anbieten – man muss ja nicht direkt auf volle 100 Prozent gehen. Zu oft wird die Heimarbeit zwar in Verbindung gebracht, dass die Mitarbeiter nie mehr wieder ins Büro einkehren werden, doch häufig ist das Home-Office nur ein Ausdruck des flexiblen Arbeitens. Natürlich können die Kollegen weiterhin fünf Tage die Woche in die Firma kommen, aber wenn es das Wetter mit Glatteis auf der Straße oder ein krankes Kind im Bett nicht erlaubt, das Haus zu verlassen, wäre jeder Chef dankbar, wenn er vorher solche eine Vereinbarung für Heimarbeit getroffen hätte. Wenn die Mitarbeiter nämlich aus solchen oder ähnlichen Gründen dann nicht in die Firma eintrudeln, fallen sie für den Tag ganz aus.

Das flexible, unabhängige Arbeiten könnte auf diese Weise sogar Werktätigen zu Gute kommen, deren Beruf eigentlich überhaupt kein Home-Office zulässt. Mitarbeiter im Retail oder Manufacturing-Sektor zum Beispiel. Es bleibt die Frage, ob in ferner Zukunft die Arbeitsprozesse bereits so entschlackt und modernisiert werden, dass selbst eine Kassiererin irgendwann Managerin ihrer eigenen Arbeitszeiten wird – oder ob am Ende immer noch die Firmenorganisation alles regeln will. Ob es nach der bevorstehenden Bundestagswahl überhaupt ein Gesetz wie in den Niederlanden geben wird, welches auf dem Weißbuch basiert, ist fraglich. Es steht in den Sternen geschrieben, ob Frau Nahles ihre Vision wird umsetzen können oder ob sich das Weißbuch letztendlich als zahnloser Papiertiger herausstellt.

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