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Lernen 5.0: Wie sich Lernen besser gestalten lässt

Carmen Hentschel

Moderator and speaker for the topics of digitization and leadership

Wir leben im digitalen Zeitalter mit seiner unglaublichen Transformationsgeschwindigkeit in der Arbeitswelt. Fortbildung und lebenslanges Lernen sind heute wichtiger denn je. Und: Wir müssen uns jetzt fit machen für diese neue Welt. Würde es da nicht Sinn machen, wenn wir alte Lernschemata verlassen und etwas Neues ausprobieren? Um es mit den Worten von Albert Einstein zu sagen: „Es ist verrückt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen.“

Erinnern Sie sich noch daran, wie Ihre Eltern und Großeltern gelernt haben? Das Prinzip des Lernens noch vor einigen Jahrzehnten war primär: Fakten und Kenntnisse durch Lesen, Zuhören und Nachsprechen aufnehmen. Inhalte wurden einfach „reingepaukt“, bis die Fakten im Gedächtnis haften blieben mit einer zufriedenstellenden Halbwertszeit. Heute stehen wir beim Thema Lernen und Fortbildung ganz woanders. Zum einen haben sich die Anforderungen geändert, welche Skills der Mensch im 21. Jahrhundert braucht, um beruflich erfolgreich zu sein. In einer immer automatisierteren Welt sind Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität und Intuition relevanter denn je. Die Soft Skills von gestern sind die Hard Skills von morgen. Zum anderen hat auch die Wissenschaft das Thema „Learning“ in den letzten Jahrzehnten in vielen Facetten untersucht. Dabei hat sie immer bessere Erkenntnisse darüber gewonnen, wie wir uns am besten neues Wissen und neue Skills aneignen können.

Aber wie sieht sie nun aus, die „Zukunft des Lernens“?

In a nutshell: Lernen bezieht immer mehr den ganzen Menschen mit ein, wird ganzheitlicher und multisensorischer. Getreu dem Schema: „Wir behalten nur 10 Prozent von dem, was wir lesen, 30 Prozent von dem, was wir sehen, 50 Prozent von dem, was wir hören und sehen, 70 Prozent vom dem, was wir nacherzählen und 90 Prozent von dem, was wir selber tun.“ Der Grund dafür ist leicht erklärt und sitzt zwischen unseren Ohren: Unsere beiden Gehirnhälften haben eine unterschiedliche Art und Weise zu arbeiten. Die linke Seite ist zuständig für das analytische Reflektieren und Sprache, quasi die „Hard Facts“. Sie konzentriert sich auf einen Punkt, denkt linear und in logischer Schritt-für-Schritt Reihenfolge. Besonders in unserer westlichen, industrialisierten Welt wurde viele Jahre lang diese Art des Denkens gefördert. Die rechte Gehirnhälfte hingegen ist unsere intuitive Seite. Sie lernt über den Körper, sowie Emotionen und nimmt die Welt bildlich und ganzheitlich wahr.

Eine Welt der komplexen, agilen Mega-Systeme

Was heißt das nun für uns? Die linke Gehirnhälfte ist äußerst praktisch bei allen Alltagsaufgaben, bei denen A + B = C ergibt. Doch wir leben im digitalen Zeitalter und das ist die Ära der Agilität und des exponentiellen Wachstums von Wissen, Kenntnissen und Skills. Die Welt besteht nicht mehr aus geschlossenen, überschaubaren Sinneinheiten, vielmehr verbinden sich Menschen, Wissen und Gegenstände immer mehr und vernetzen sich zusehends zu immer komplexeren, sogenannten Mega-Systemen, in denen sich alle Faktoren gegenseitig beeinflussen. Mit A + B = C kommt man hier nicht mehr weit. Vielmehr ist ein systemisches Denken gefordert. Das meint die Fähigkeit, alle Akteure und Handlungen im Rahmen eines komplexen Systems ganzheitlich zu betrachten. Und genau in diesem Punkt spielt die linke Gehirnhälfte ihre Stärke aus. Denn sie vermag die Lage mit einem multi-perspektivischen 360-Grad Blick zu erfassen und sprunghaft zwischen den einzelnen Punkten hin- und herzuspringen. Wirklich Herausragendes erreichen Sie, wenn Sie beide Gehirnhälften verknüpfen und diese zusammenarbeiten. Das heißt, dass sie die Gehirnhälften nicht nacheinander „einschalten“, sondern sie dauerhaft in Harmonie miteinander bringen, um auf diese Weise das Gesamtpotenzial zu nutzen. Soll heißen: Je lebendiger und ganzheitlicher Sie lernen, desto nachhaltiger lernen Sie.

Schauen wir uns dazu noch einmal den Status Quo an:

Gelernt und trainiert wird immer noch häufig in Schulungsräumen, an Tischen und mit Whiteboards. Hier wurden so einige Fortschritte gemacht: Es gibt mehr Interaktion als früher und ab und an darf es auch mal etwas kreativer sein, zum Beispiel in einem Design Thinking-Workshop. Neu dazugekommen sind zunehmend Online-Trainings als sinnvolle Ergänzung.

Wie werden Sie zum „Sushi Meister“?

Lassen Sie uns diesen Status Quo mit dem abgleichen, was erreicht werden soll: „Soft Skills sind die neuen Hard Facts“. Das heißt, es sollen Fähigkeiten, wie z.B. Empathie und Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz und vernetztes Denken trainiert werden. Also Fähigkeiten, die stark an die Interaktion mit anderen Menschen gekoppelt sind – Menschen mit den unterschiedlichsten Backgrounds, Erfahrungen, Skills und Verhaltensweisen.

Das zu trainieren ist sicher zu einem gewissen Maße in einem Tagesseminar mit den Kollegen möglich und natürlich hat auch das Feedback innerhalb einer geschützten Gruppe einen Wert. Doch findet das Lernen in einem geschlossenen Raum statt, das Setting ist stets künstlich konstruiert und bietet im Kreis von Kollegen vielleicht nicht gerade diverse Voraussetzungen. Unter dem Strich: keine optimalen Lernbedingungen für das, was trainiert werden soll. Darüber hinaus sind Tages- oder gar Mehrtagesseminare kosten- sowie zeitintensiv. Insbesondere Führungskräften fehlt manchmal die Zeit hinten und vorne, so dicht ist ihr Terminkalender getaktet. Und ein anderer Faktor kommt noch hinzu: Ein bis zwei Tage lang im Seminarraum z.B. seine Kreativität zu trainieren kann immer nur ein Impuls mit einigen Take-Aways sein. Denn Lernen im wirklichen Leben findet durch Wiederholung von Klein- und Mikroprozessen statt: Das gilt gleichsam für Fähigkeiten wie Klavierspielen und Schwimmen, öffentliches Reden oder ein gutes Sushi zubereiten. Sie können kein Sushi-Meister werden an einem Wochenende. Das werden Sie erst durch die Fertigung von Hunderten und Tausenden von Sushi-Rollen, die Sie über lange Zeiträume hinweg herstellen.

Wo findet sich also die Lösung für alle diese Herausforderungen?

Zum einen im „Micro Processing“: Als Ergänzung zu Seminaren und Online Trainings gibt es Micro Learnings, die kontinuierliches Lernen ermöglichen. Im Zuge dieses MicroProcess-Trainings werden kleine Aufgaben verteilt, welche (Gamification lässt grüßen) spielerisch in den Alltag integriert werden. Sei es in der Bahn, im Supermarkt oder in der Cafeteria. Diese Aufgaben laufen nebenher mit – bei dem, „was man sowieso macht“. Sie greifen bestimmte Themen auf wie Empathie und vernetztes Denken und trainieren die Skills in Realbedingungen des natürlichen Umfelds. Hier werden immer neue kleine Aufgaben mitgegeben für den beruflichen und privaten Alltag, um bestimmte Skills zu trainieren.

Das Lernen findet nicht im konstruierten Trainingsumfeld statt, sondern im natürlichen und organischen Raum zwischen Büro und zu Hause. Das natürliche Lebensumfeld wird so zum Testfeld und der öffentliche Raum zum Abenteuerspielplatz – mit diversen menschlichen Begegnungen.

Die gute Nachricht: Dafür wird kaum finanzielles und zeitliches Investment benötigt. Im Zuge dieses MicroProcess-Trainings werden kleine Aufgaben verteilt, welche (Gamification lässt erneut grüßen) spielerisch in den Alltag integriert werden. Sei es in der Bahn, im Supermarkt oder in der Cafeteria. Man tut also im Grunde das, was man immer tut. Und legt dazu nur einen zweiten gedanklichen Layer an. Quasi einen neuen Einfallswinkel zur Welt, der parallel mitläuft. Jede dieser Aufgaben lädt ein zu einer Entdeckungsreise, um die Welt unter neuen Aspekten zu betrachten und in menschlichen Begegnungen zu trainieren. Verbindungen, Motivationen und Purpose werden sichtbar. Emotionale Intelligenz und umfassendes Denken werden kontinuierlich geschult.

Denn Fähigkeiten wie z.B. emotionale Intelligenz muss man auch einfach immer wieder in der Praxis trainieren und nicht im Seminarraum. Klingt ungewohnt? Das soll es auch! Wir erinnern uns an Einsteins Worte: „Es ist verrückt, die Dinge immer gleich zu machen und dabei auf andere Ergebnisse zu hoffen.“

MicroProcess Training: drei Trainingsfelder mit Übungen für Ihren Alltag

Stellen Sie sich folgende Fragen:

1.) Wenn Sie selber Kunde sind, in einem Bekleidungsgeschäft oder Restaurant z.B.:

  • Warum sind Sie in diesen Laden gegangen und nicht in einen anderen?
  • Wie begegnet Ihnen Ihr Gegenüber und wie sehr fühlen Sie sich willkommen?
  • Wie sehr geht Ihr Gegenüber auf Sie und Ihre Wünsche ein?
  • Wie gut fühlen Sie sich gesehen und verstanden und woran machen Sie das fest?
  • Was sagt Ihnen die Körpersprache?
  • Was hören Sie aus der Stimme heraus, welchen Eindruck vermittelt sie Ihnen?
  • Was ist das Positivste in dieser Begegnung, welches Lob würden Sie Ihrem Gegenüber gerne mitgeben?

b) Einrichtung des Raumes:

Schauen Sie sich die Farben, die Raumaufteilung, das Design, die Präsentation an:

  • Wie gut passt er zu den Produkten und der Dienstleistung?
  • Was für ein Gefühl löst er in Ihnen aus, was würden Sie verändern oder hinzufügen wollen?
  • Welche Art von Kunden fühlen sich hier am wohlsten?
  • Finden Sie zehn Begriffe, die den Raum gut für Sie beschreiben (z.B. gemütlich, provokant, liebevoll oder lieblos eingerichtet, modern oder altertümlich, vermittelt Freiheit, vermittelt Wärme oder Kälte etc.)
  • Sie bekommen den Auftrag, ideenreiche Werbung & PR zu machen für das Geschäft/ den Dienstleister: Wie würden Sie das angehen?
  • Sie sind Architekt und haben völlig freie Hand, eine passende Umgebung für die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen zu gestalten: Wie würde das Gebäude oder der Raum aussehen? Wo in der Stadt würden Sie das Geschäft eröffnen und welche Geschäfte in der Nachbarschaft ansiedeln?

2.) Bei einem geschäftlichen Termin, einem Meeting, einer Veranstaltung:

  • Wie ist die Stimmung im Raum?
  • Wer ist körperlich entspannt, wer angespannt?
  • Wer sind die besten Zuhörer?
  • Und wie können Sie Ihren Gegenübern das Gefühl vermitteln, dass sie ihnen aufmerksam zuhören?
  • Wie authentisch erleben Sie den Kontakt?
  • Auf welchen Ebenen kommunizieren Sie am stärksten miteinander?
  • Über das Inhaltliche hinaus: Zwischen welchen Menschen bestehen Sympathien und Harmonien, wo Disharmonien? Woran erkennen Sie das?
  • Auf einer Skala von 1-10: Wie wohl fühlt sich jeder einzelne hier - und wer wäre gerade vielleicht lieber woanders? Woran machen Sie das fest? Durch was könnte man die Situation verbessern?

3.) Im öffentlichen Raum, z.B. im Park oder Altstadt:

  • Was haben Sie gemeinsam mit den Menschen, die gerade um Sie herum sind? (über den Aufenthaltsort hinaus)
  • Fühlen Sie sich einmal in die einzelnen Menschen hinein: Wie leben diese zu Hause? Wie sind sie eingerichtet, was tun sie in ihrer Freizeit?
  • Welches sind die aktuell drei größten Wünsche im Leben dieser Menschen? Welches ihre größten Sorgen?
  • Was meinen Sie: Welche Werte sind den Menschen um Ihnen herum wichtig?
  • Wie sehr vertrauen Sie den Menschen auf einer Skala von 1-10? Woran machen Sie das fest?
  • Für welche Tätigkeiten würden Sie die einzelnen Menschen um Sie herum einstellen in Ihrer Firma?
  • Was könnten die Kollegen von ihr/ ihm lernen?
  • Wie würde sie/er die Firma bereichern, welche Impulse einbringen, was würde sie/ er vielleicht ändern wollen in Ihrer Firma – von den Produkten bis hin zu den Abläufen?

Wichtig ist ein Feedback und Austausch

Die Erfahrung kann man in Micro Learning-Meetings als interaktive und multi-sensorische Lernplattform gestalten. Mitarbeiter können ihre Erlebnisse und Erfahrungen via Fotos, kleinen Beiträgen und Videos teilen – und gegenseitig kommentieren. Dafür gibt es dann z.B. immer ein Lernthema oder eine Fragestellung der Woche, zu der dann Material und Erkenntnisse zusammengetragen werden können. Begleitend von Umfragen, Votings, Stimmungsbildern, Cloud-Befragungen, Mindmaps und Brainstormings: Was nehmen wir daraus mit? Wie können wir die Learnings und gewonnenen Erkenntnisse in die Firma integrieren oder Produkte, Abläufe, Arbeitsplätze, Kundenbetreuung, Zusammenarbeit etc. besser machen? Dabei werden Impulse für Innovationen und neue Produkte/ Dienstleistungen generiert. Vielleicht gibt es auch ein hausinternes Medienformat, das dieses kollektive Lernformat begleitet z.B. einen Videotalk oder einen Podcast, zu dem immer unterschiedliche Mitarbeiter eingeladen werden. Auch kann die Firma dieses Lern-Projekt für Social Media nutzen. Und dann die gesammelten Key-Erkenntnisse und Gedanken nochmal in der nächsten Runde weiterspielen und entwickeln z.B. mit Kunden oder Partnern – ein wenig wie Design Thinking: im Netz oder bei Veranstaltungen. Es gibt zahlreiche lebendige Möglichkeiten für jede Firmengröße.

Das Webinar "Das Business der Zukunft: der radikal menschliche Weg" können Sie sich hier anhören.

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