Blogbeitrag

Phänomen? - Fachkräftemangel und dennoch Entlassungswellen?

Dr. Sebastian Duda

Regional Director, Account Management

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland wirft einen paradoxen Schatten auf den Arbeitsmarkt: In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel omnipräsent ist, sollte man meinen, dass Unternehmen alles Erdenkliche tun, um ihre Mitarbeitenden an sich zu binden.

Dennoch stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, Mitarbeitende entlassen zu müssen. Diese Diskrepanz zwischen Entlassungen und dem andauernden Fachkräftemangel wirft einige Fragen auf: Wie passen diese gegensätzlichen Phänomene zusammen und wie können Unternehmen in diesen unsicheren Zeiten geeignete Mitarbeitende finden und halten?

Jenseits der Oberfläche

Deutschland steckt in einer Rezession und dies wird sich wohl so schnell auch nicht ändern. Unternehmen sind gezwungen auf diesen konjunkturellen Abschwung der Wirtschaft zu reagieren. Die Folge sind Einschränkungen hinsichtlich der Investitionen in neue Arbeitskräfte oder gar Entlassungswellen. Eine Berufsgruppe, wo wir dieses Phänomen oft sehen, sind die Frontline-Worker. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Kosten senken zu müssen, ihre Effizienz zu steigern und ihre langfristige Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Entlassungsszenarien beobachten wir daher derzeit branchenübergreifend selbst bei führenden Unternehmen. Die Frontline-Worker sind diejenigen, die es als erste trifft, insbesondere wenn ihre Positionen als „nicht mehr notwendig“ erachtet werden.

Ein zweiter Faktor, der die erhöhte Entlassungsquote erklärt, ist die Digitalisierung. So werden seit dem Aufleben der KI immer mehr Arbeitsprozesse aufgebrochen und zumindest teilweise ersetzt. Die Konsequenz: Eine Vielzahl von Berufen erlebt eine Kompetenzverschiebung. Gerade ein Großteil der Aufgaben der „Frontline-Worker“ könnten künftig von der KI übernommen werden, anders ist die Lage bei Arbeitsplätzen, mit einem Fokus auf kreative und strategische Aufgaben. Ein Beispiel für diesen Kontext wäre die Fertigungsindustrie: Maschinen könnten zukünftig bestimmte Produktionsaufgaben übernehmen, die zuvor von menschlichen Arbeitern erledigt wurden. Sicher ist, viele Jobs werden neu definiert und andere gar abgeschafft werden. Die Arbeitswelt ist momentan von Veränderungen geprägt, positiv wie negativ: Doch wie passen diese Massenentlassungen mit dem Phänomen Fachkräftemangel zusammen?

Fachkräftemangel - ein resistenter und nachhaltiger Virus

Der Fachkräftemangel ist kein neues Thema. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, offene Positionen nicht adäquat besetzen zukönnen. Trotz eines Anstiegs der Stellenausschreibungen sinkt die Zahl der Bewerbenden – ein branchenübergreifendes Problem. 68 % der befragten Personalentscheider gaben in unserer Studie „Talentförderung im Fachkräftemangel“ an, dass der Fachkräftemangel momentan die größte Herausforderung der Personalabteilungen sei. Dies bezieht sich nicht nur auf Akademiker, sondern auch auf formal ausgebildetes Personal. Zudem kommt mit dem Fachkräftemangel noch ein entscheidender Nebeneffekt einher: Unternehmen die Schwierigkeiten haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, überlasten oftmals das vorhandene Personal. Ein Szenario, das insbesondere im Segment der Frontline-Worker immer häufiger zu beobachten ist. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Arbeit sowie die Moral der Mitarbeitenden aus. Es gilt demnach ein Mittel gegen den Virus Fachkräftemangel zu finden. Personaler müssen kreativ und gleichzeitig strategisch vorgehen, um diese Herausforderung zu bewältigen.

Strategien zum Überstehen von unsicheren Zeiten

Wir befinden uns auf einem Arbeitsmarkt, der gleichzeitig von Fachkräftemangel und Massenentlassungen geprägt ist. Wie sollte man solchen widersprüchlichen Phänomenen entgegenwirken? Wie können diese unsicheren Zeiten überwunden werden?

Einige Unternehmen setzen auf langfristige Strategien, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Mittel der Wahl sind Investments in Aus- und Weiterbildung, Umschulungen oder die Einführung von Benefits, wie flexiblen Arbeitszeitmodellen, um weiterhin qualifizierte Fachkräfte anzulocken und die vorhandene Belegschaft zu halten. Doch gerade die Frontline-Worker sind meistens von diesen „Annehmlichkeiten, wie flexiblen Zeitmodellen, Home Office oder Work-From-Anywhere ausgeschlossen. Rein logistisch, sind diese einfach nicht abbildbar. Daher müssen Personaler nochmals mehr Kreativität an den Tag legen, um das so dringend benötigte Personal für sich zu gewinnen.

In unserer Benchmarking Studie, die wir gemeinsam mit dem eLearning Journal durchgeführt haben, gaben 49,9 % der Personalentscheider an, gewisse Kompetenzlücken in Ihrer Organisation sowie den Bedarf nach neuen Qualifikationen zu sehen. Gerade in den Branchen Vertrieb und Produktion sieht man einen großen Bedarf an Weiterbildungen. Knapp 47 % sehen den Bedarf im Vertrieb als hoch an und mehr als 30 % in der Produktion. Es gilt nun, als Betrieb aktiv zu werden und den Mitarbeitenden einen Plan aufzuzeigen, wie Sie ihre Skills und Know-How weiterentwickeln können.

Dabei rückt strategisches Skill- und Kompetenzmanagement in den Fokus. So gaben 69 % der befragten Organisationen an, die Kompetenzen der eigenen Mitarbeitenden seien ihre wichtigste Ressource - im Industriesektor waren es gar 79 %. Durch eine entsprechende Erfassung der Kompetenzen der Mitarbeitenden können diese zum einen gezielter weitergeschult werden, den Mitarbeitenden werden verschiedene Perspektiven im Unternehmen geboten und zum anderen können die Mitarbeitenden vielfältiger eingesetzt werden. Die interne Mobilität bedingt jedoch einen Fokus auf die Talentförderung. Denn nur Mitarbeitende mit entsprechenden Skills, können für die gesuchten Positionen, in Erwägung gezogen werden. Die gezielte Erfassung der Kompetenzen der Mitarbeitenden ist demnach unabdingbar. Die Erfassung sollte jedoch nicht nur beim Einstellungsgespräch erfolgen, sondern ein kontinuierlicher Prozess werden, der sich stetig fortgeführt wird. Eine entsprechende Software, die diesen Prozess und das ganzheitliche Talentmanagement einfacher gestaltet ist dafür entscheidend. Mit dieser können Unternehmen besser bewerten, welche Mitarbeitenden für die gesuchten Positionen in Frage kommen, welches Weiterbildungsangebot sie den Mitarbeitenden anbieten können und was für Karrierepfade möglich sind.

Interne Mobilität ist ein bewährtes Mittel, um den Fachkräftemangel einzudämmen. Sie bietet zahlreiche Vorteile: Etwa erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit, keine zusätzlichen Ausgaben für externe Anwerbungen neuer Fachkräfte und die Steigerung von Kreativität und Innovation in den eigenen Reihen durch neue Perspektiven. Ein Beispiel für eine Lösung, die auf diese Herausforderungen eingeht, ist unsere Cornerstone Talentmanagement-Software. Wie es gelingt, optimale Kompetenzentwicklung durch Performance-Planung zu erzielen, erfahren Sie hier.

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ [Kant]- Am Ende liegt es in unserer eigenen Hand

Die aktuellen Herausforderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt erfordern ein ganzheitliches Denken der Personalentscheidenden. Trotz Rezession müssen Unternehmen innovative Wege finden, um sowohl Entlassungen zu managen als auch den Fachkräftemangel zu bewältigen. Es ist wichtig, den Fachkräftemangel und die Entlassungen nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines komplexen Systems. Eine strategische Personalplanung und die Förderung eigener Talente, sowie die Schaffung einer unterstützenden Arbeitsumgebung sind daher entscheidend.

Dieses Webinar widmet sich den diesjährigen Content-Innovationen und wie diese Ihnen dabei helfen werden, wirkungsvolle Talent-Erfahrungen zu generieren und gleichzeitig die Geschäftsergebnisse in 2024 bewältigen.

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